Glaube in der Zeit

Der Lebenslauf kennt viele Übergänge. Der Mensch sucht im Lauf des Lebens Heimat und muss sie doch immer wieder verlassen. Es ist ein spannungsvoller Weg von Auszug und Heimischwerden, von Verlassen, Wiederfinden und Weitergehen. Wer bin ich?, diese Frage stellt sich immer wieder neu. Wer das Alte abschließen kann, ist offen für das Neue. Der christliche Glaube gibt auf diesem Weg Halt und führt weiter. Er öffnet die verschiedenen Stationen des Lebens für die Erfahrung der Liebe. Auch wenn es ganz schwer wird, versucht der Glaube an die Hoffnung zu erinnern, die die uns vorgegebenen Grenzen und auch bittere Schicksalsschläge überspannt.

Die Amtshandlungen oder Kasualien sind Angebote der Kirche an den Schwellen des Lebenslaufs. Auch in unserer Kirchengemeinde sind sie ein wichtiges Angebot für die Mitglieder unserer Gemeinde. Entscheidende menschliche Situationen werden offen und transparent für den christlichen Glauben. Wir begegnen mündigen Menschen, die ihre Gewissheit und ihre Zweifel haben und Antworten auf die Fragen des Lebens suchen. Als Kirchengemeinde sind wir herausgefordert, verständlich von dem, was uns trägt, Zeugnis abzulegen und ins Gespräch mit den Menschen zu bringen.

In der Taufe am Beginn der Kindheit wird der Grund für einen Lebensweg gelegt. Kleine Kinder und ihre Eltern können erfahren, wo der Grund ihres Lebens liegt. Mit Gott können sie ins Leben treten und hineinwachsen in die bedrohte, unsichere Welt.

Die Konfirmation feiert an der Schwelle zum Jugendalter den Schritt in die Selbständigkeit. Jugendliche und junge Erwachsene sollen in dieser Zeit ihre Berufung finden. Sie werden Antworten auf die Frage nach dem "Was werde ich tun?" finden und klären können, mit wem sie leben werden.

In der Trauung drücken Paare das erwachsene 'Ja' zur dauerhaften Gemeinsamkeit aus. 

Aktive Erwachsene vor der Lebensmitte finden zu ihrem Lebensstil und lernen, die Frage nach dem "Wie will ich es tun?" zu beantworten. Erwachsene nach der Lebensmitte gewinnen spirituelle Tiefe und finden, was sie trägt. Sie lernen, die Stürme zu überstehen und die Frage nach dem "Warum?" zu beantworten. 'Junge Alte' erleben neue Freiheit und bereiten sich vor, den Ertrag anderen weiterzugeben. Alte Menschen sehen die großen Horizonte für sich und lernen zu leben angesichts des Abschieds, weil die Frage nach dem "Wohin?" nicht mehr schreckt.

In der Beerdigung wird ein Abschied zumeist im Alter begleitet.

Wir feiern die Kasualien mit den Menschen unserer Gemeinde. Wir vertrauen darauf, dass in der sorgsamen Vorbereitung und auf die Menschen bezogenen Feier dieser Feste die Menschen zu ihrem Glauben finden, wurzeln und wachsen können. Ein wichtiges Netz von Beziehungen kann entstehen. Wir vertrauen darauf, dass Gott dieses Netz immer wieder neu knüpft und trägt. Unsere Zeit öffnet sich für die Zeit, die von Gott her auf uns zukommt.