Klimaschutz in unserer Kirchengemeinde

Die beiden Kirchengemeinden Neustadt-Hambach und Neuhofen sind in den Jahren 2016 und 2017 bundesweit die einzigen, die neben 28 vornehmlich kommunalen Projekten und Betrieben anlässlich der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium für ihre Klimaschutzprojekte gefördert werden – mit zusammen knapp einer Million Euro. 

Kernstück des Modellprojekts in Hambach sei ein Nahwärmenetz mit dem lokalen, erneuerbaren Energieträger Tresterpellets, erklärt die  landeskirchliche Klimaschutzmanagerin Sibylle Wiesemann. Verbunden mit der Umstellung auf ein Wärmenetz mit dem erneuerbaren Energieträger seien energetische Einsparmaßnahmen wie zum Beispiel eine raumweise Steuerung vorgesehen.

Hier finden Sie den flyer, mit dem die Protestantische Kirchengemeinde über das Projekt informiert und um Spenden wirbt.

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung der Landeskirche vom 2.2.2018 sowie beim Evangelischen Kirchenboten.

und unter folgenden links:

https://www.kirchenbote-online.de/artikel/detailansicht/news/ueberlegungen-zum-klimaschutz-zahlen-sich-aus/

https://www.bmu.de/en/pressrelease/bmub-foerdert-sieben-klimaschutz-modellprojekte-mit-insgesamt-75-millionen-euro/

 

 

FKZ: 03KSM0034

Laufzeit: 01.01.2018 bis 30.09.2020

Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

www.klimaschutz.de

www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen

Unser „Nahwärmeprojekt“

Im vergangenen Jahr wurde in der Gemeinde mit der energetischen Ertüchtigung unseres Gebäude-Ensembles aus Kirchengebäude, Kindergarten, Pfarrhaus und Schwesternhaus das seit der Erweiterung des Kindergartens größte Investitionsvorhaben abgewickelt. Die Maßnahme wurde durch eine Ausschreibung der Nationalen Klimaschutz Initiative (NKI) des damaligen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen aus dem Jahr 2016 initiiert. Im September 2017 wurde ein entsprechender Förderantrag mit dem Titel „NKl: Wein-Trester als Energieträger zur innovativen Treibhausgasminderung bei kirchlichen Gebäuden“ eingereicht, und der Antrag wurde im Dezember 2017 positiv beschieden. Als Projektförderung wurde eine nicht rückzahlbare Zuwendung für 80% der zuwendungsfähigen Ausgaben, fast 450.000 €, bewilligt.

Bald nach Projektbeginn stellte sich jedoch heraus, dass die am DLR in Mußbach entwickelten Trester-Pellets bei der Verbrennung nicht nur wie erwartet deutlich höhere Aschemengen hinterlassen. Unerwartet und letztlich nicht zu lösen war das durch Brennversuche bei allen in Frage kommenden Kesselherstellern festgestellte Problem, dass die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase die für eine Anlage unserer Größenordnung geltenden Stickoxid-Grenzwerte deutlich überschreiten würden. Technisch ausgereifte Abgas-Nachbehandlungsanlagen wie für Großfeuerungsanlagen sind für unseren Maßstab nicht verfügbar. Die Problematik, die ursächlich auf die nicht änderbare chemische Zusammensetzung der Trester-Pellets zurückgeht, wurde dem Projektträger geschildert und es wurde beantragt, statt der innovativen Trester-Pellets konventionelle Holzpellets aus nachhaltigen Quellen als Brennstoff einsetzen zu dürfen. Im Juli 2018 erhielten wir erfreulicherweise die Nachricht, dass diese notwendige und bei Antragsstellung nicht erkennbare Umstellung die zugesagte Förderung nicht in Frage stellt, so dass mit der detaillierten Ausführungsplanung begonnen werden konnte. Sichtbarer Beginn der Arbeiten war dann im Frühjahr 2019.

Welche technischen Maßnahmen stecken nun im Einzelnen in unserem Projekt? Zentraler Punkt ist, dass die zuvor in den vier Gebäuden installierten und teilweise recht betagten Heizungsanlagen stillgelegt und ausgebaut wurden. Stattdessen befindet sich nun im Untergeschoß des Kindergartens eine aus zwei einzelnen Pellet-Brennern der Firma Ökotherm bestehende Heizzentrale mit einer Leistung von insgesamt knapp 100 kW. Große Wassertanks dort dienen als Wärmespeicher, und von dort werden über gut isolierte unterirdische Leitungen weitere Puffertanks in der Kirche, im Pfarrhaus und im Schwesternhaus beheizt. Die einzelnen Gebäude beziehen ihrerseits ihren Wärmebedarf aus diesen Tanks, so ähnlich wie früher aus den dort installierten einzelnen Brennern. Dadurch, dass die einzelnen Gebäude zu unterschiedlichen Zeiten „Wärme abrufen“, kann die zentrale Brenneranlage deutlich effizienter arbeiten als die Summe der vier einzelnen alten Anlagen.

Als zweite Effizienzmaßnahme wurde die Technik in der Oberkirche von der alten Warmluft-Gebläse Heizung auf eine Kombination aus Fußboden- und Wandstrahlungsheizung umgebaut. Eine Wandstrahlungsheizung funktioniert so wie die Sonne an einem kalten Wintertag: dort, wo einen die Sonnenstrahlen treffen, empfindet man eine angenehme Wärme, auch wenn die umgebende Lufttemperatur sogar unter null Grad liegt. Der Kirchenraum als ganzer muss daher nicht mehr so hoch aufgeheizt werden wie früher. Im Zuge dieses Umbaus war es auch möglich, die Oberkirche optisch zu sanieren, angefangen vom neuen hellen Wandanstrich über die jetzt hellblau gestrichenen Deckenfelder, den neuen Fußboden, die neue Bank-Anordnung bis zur Politur der Messingteile am Kronleuchter oder der Kanzel.

Als dritte Maßnahme wurde auf dem Dach des Kindergartens eine hocheffiziente Solarthermie Anlage installiert, die während der Sommermonate ausreichen sollte, den gesamten Warmwasserbedarf des Gebäude-Ensembles zu decken. Für „Notfälle“ sind die alten elektrischen Durchlauf-Erhitzer erhalten geblieben. Während der Übergangszeit werden die Kollektoren zusätzlich die Heizung unterstützen.

Viertens zählt zur energetischen Ertüchtigung unseres Gebäude-Ensembles auch die außerhalb des NKI Projektes durchgeführte Sanierung des Pfarrhauses zu einem „KfW 100“ Gebäudes. Dafür erhielten die Außenwände und das Dach eine Wärmedämmung nach heutigem Stand der Technik, außerdem wurden die alten Holzfenster durch moderne Fenster ersetzt.

Last but not least wird die gesamte Anlage von einer modernen Regelung gesteuert werden, die die unterschiedliche zeitliche Nutzung der einzelnen Räume berücksichtigen wird. Die Einrichtung und Optimierung dieser Regelung wird noch einige Zeit beanspruchen.

Wir sind zuversichtlich, dass wie im Projektantrag beschrieben durch die effizienzsteigernden technischen Maßnahmen und die Umstellung des Energieträgers von Erdgas auf Holzpellets aus nachhaltigen und möglichst lokalen Quellen eine jährliche CO2-Einsparung von 80 Tonnen bei der Beheizung unseres Gebäude-Ensembles erzielt werden kann.  Darüber werden wir zu gegebener Zeit wieder im Paulusboten berichten

Auch wenn, wie oben erwähnt, ein erheblicher Zuschuss aus öffentlichen Kassen in die Maßnahme geflossen ist: auch wir als Paulusgemeinde haben einen erheblichen Beitrag aus eigenen Mitteln aufbringen müssen und hoffen nun darauf, dass wir im laufenden Jahr auch noch die Mittel für die Neugestaltung des ohnehin nicht mehr sehr ansehnlichen und nun durch die Verlegung der Fernwärmeleitungen vollends verunstalteten Kirchplatzes aufbringen können.

Ekkehard Schwab, Mitglied des Presbyteriums, November 2020

Darstellung des Nahwärmeprojektes beim Neujahrsempfang 2019

Beim Neujahrsempfang 2019 wurde das Nahwärmeprojekt vorgestellt. Hier können sie die Folien für den Vortrag nachlesen.